Jochen Hillers ist Motor des Naturfilmfestivals

04.11.2013

Der Eckernförder Friseurmeister und Modeunternehmer Jochen Hillers engagiert sich für seine Heimatstadt und ist Motor des Naturfilmfestivals

West-Berlin, das war der richtige Platz für den jungen, kreativen Friseur aus dem kleinen Eckernförde. Die damals noch geteilte Stadt war für Jochen Hillers die große, weite Welt, in der es seine Kreativität frei entfalten und sich inspirieren lassen konnte. Der junge Mann muss sein Handwerk verstanden haben, denn ihm lag ein Vorvertrag des Pariser Friseurunternehmens Loreal vor. Was wohl aus ihm geworden wäre, wenn es tatsächlich dazu gekommen wäre? Das Schicksal hatte anderes mit ihm vor. Statt der großen Welt in Paris und wer weiß, wo sonst noch, verzichtete er auf eine mögliche internationale Karriere und folgte 1971 dem elterlichen Ruf zurück nach Eckernförde, wo er den Friseursalon weiterführen sollte. Es spricht für ihn, sein Verantwortungsgefühl und seine Bodenhaftung, dass er trotz aller Verlockungen die Familientradition in der kleinen Ostseestadt fortsetzte.

Die Konzentration auf seine Geburtsstadt war aber noch aus einem anderen Grund von Bedeutung: Hillers war fasziniert von der Idee eines internationalen Naturfilmfestivals in Eckernförde, das Filmemacher Gerald Grote und sein einstiger Schulfreund, der Naturexperte Michael Packschies, vor sieben Jahren aus der Taufe hoben. Zusammen mit ihnen und über 100 ehrenamtlichen Helfern hat Jochen Hillers als Vorsitzender des Fördervereins maßgeblichen Anteil am großen Erfolg des Green-Screen-Festivals, das mit 14 000 Besuchern in diesem Jahr mittlerweile das am besten besuchte Naturfilmfestival der Welt ist.

Wer ist der Mann, der mit Leidenschaft und Einsatz Dinge voranbringt? Grundlage seines außergewöhnlichen ehrenamtlichen Einsatzes ist zweifellos die gesunde wirtschaftliche Basis seines Unternehmens. Hillers erweiterte den angesehenen Salon um ein exklusives Modegeschäft mit führenden, internationalen Designern wie Jil Sander, Joop und anderen, die er zumeist persönlich kennt. Während er im Salon die Haarpracht der Damen aus dem gesamten Norden vervollkommnete – darunter einige Jahre auch die der Politikerin Heide Simonis –, wuchs das zweite wirtschaftliche Standbein zu einem florierenden Unternehmen. 25 Jahre lang richtete er in seinem Geschäft in der Kieler Straße Süd professionelle Modenschauen mit Moderatoren wie Marie-Louise Steinbauer („Aktuelle Schaubude“) aus. „Mode hat heute leider nicht mehr eine so hohe Wertigkeit“, sagt Hillers, der damit die Flut der Billig-Läden meint. Sein Modehaus, aus dessen operativem Geschäft sich der 71-Jährige vor sechs Jahren zurückgezogen hat, habe zudem unter dem Internet-Handel zu leiden. „Damit haben wir mehr zu kämpfen als mit C & A“ – das Modeunternehmen eröffnet noch in diesem Jahr eine Filiale in der Eckernförder Innenstadt.
Jochen Hillers hat mit seiner Kreativität und seinem Gestaltungswillen nicht nur das eigenen Unternehmen vorangebracht. Er hat sich ehrenamtlich um seine Heimatstadt verdient gemacht und immer wieder Glanzpunkte setzen können. Er holte Katja Riemann zu einem Benefizkonzert für die Unterstützung des Eckernförder Weihnachtsmarkts in die Stadthalle, hat die Stadt für eine Unicef-Aktion zum Thema Schutzengel begeistert und zwei stadtbildprägende große Engel auf der Alten Post und dem Rundspeicher am Hafen installieren lassen und setzt sich für die Belebung der Innenstadt ein – seit einigen Jahren auch über die Kommunalpolitik. Seine Markenzeichen sind neben der stets schwarzen Kleidung („Darin fühle ich mich einfach wohl, es ist eine Nicht-Farbe, die den Blick auf das Wesentliche lenkt“), sein Sinn für Ästhetik und Qualität, sein Ideenreichtum und seine Macherqualitäten. Letztere sind vor allem bei seinem größten, ehrenamtlichen Projekt spürbar und unverzichtbar: dem Internationalen Naturfilmfestival Green Screen. Hillers ist als Vorsitzender des Fördervereins Motor eines kaum zu übertreffenden ehrenamtlichen Engagements der über 100 Helfer, der Förderer und Sponsoren. Green Screen ist ein Zuschauerfestival, das dank der Professionalität der Filmemacher und des herausragenden Einsatzes aller Organisatoren und Helfer zum siebten Mal Zeichen gesetzt hat. Nicht nur in Eckernförde, sondern auch in vielen weiteren Städten Schleswig-Holsteins und erstmals auch in Dänemark. Die alljährlichen Lobeshymnen der Filmemacher und Sender vom NDR über den ORF bis zur BBC sind Wasser auf die Mühlen des Ehrenamts und spornen Jochen Hillers und sein Team zu neuen Höchstleistungen an. Zusammen mit Festivalleiter Gerald Grote, seinen Vorstandskollegen und der großen Dame des deutschen Naturfilms, Inge Sielmann, wird es Hillers auch schaffen, das Naturfilmfestival nach dem Abriss des Kinogebäudes über die hoffentlich in drei bis vier Jahren endende kinolose Zeit in Eckernförde zu retten. Seine Kreativität und Überzeugungskraft sind Garanten dafür.
Den „Fördefuchs“ nimmt Hillers stellvertretend für alle Helfer und die beiden Initiatoren des Festivals, Gerald Grote und Michael Packschies, entgegen. „Das macht uns stolz“, sagt er wie selbstverständlich in der Wir-Form. Dieser Einsatz und diese große ehrenamtliche Leistung, die zu einer städtischen Bewegung geworden ist, haben ihm im Januar 2012 auch eine Einladung zum Empfang des Bundespräsidenten beschert. Nur aus dem erhofften Besuch des Präsidenten-Ehepaares Wulff in Eckernförde ist dann nichts mehr geworden, aber das lag sicher nicht an Jochen Hillers.
von Gernot Kühl
erstellt am 02.Nov.2013